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ALPINKLETTERN:
WAS IST ES UND WIE LERNE ICH ES?

Was ist Alpinklettern?

Mit ihren Steilwänden, gezackten Türmen, zerklüfteten Gletschern und langen alpinen Graten sind Berge beeindruckende Orte von überwältigender Schönheit. Unter Alpinklettern versteht man das Bergsteigen in hochgelegenen, oft vergletscherten Gebieten, das sowohl das sogenannte Scrambling (eine Mischung aus Bergwandern und Felsklettern) als auch technisches Klettern an Schneehängen, Felsen oder auf gemischtem Terrain umfassen kann. Das Alpinklettern in der Tradition von Preuß, Buhl, Cassin, Bonatti und Messner zeichnet sich durch schnelle, leichtfüßige Bewegung und die Beschränkung auf die nötigste Ausrüstung aus. Im Grunde ist es Bergsteigen, das auf seinen Wesenskern reduziert wurde – die Kletterer sind dabei auf sich allein gestellt. Der Name „Alpinklettern“ verweist auf die französischen Alpen, wo diese Kletterdisziplin ihren Ursprung hat. Aber auch in den Dolomiten haben sich wichtige Entwicklungen des Alpinkletterns vollzogen.

Nun ist die Frage: Wie eignet man sich die Kenntnisse und Fähigkeiten an, die in einer so anspruchsvollen und komplexen Umgebung erforderlich sind? Das wertvollste Wissen lehrt die Erfahrung, doch es gibt viele Tipps, die du schon vorher beherzigen kannst.

Alpinklettern für Anfänger

Berggebiete sind eine dynamische Umgebung. Daher musst du beim Klettern in den Bergen mit einer hohen Fehlerspanne rechnen. Bestimmte Gefahren können nicht ausgeschlossen werden, lassen sich jedoch mit der richtigen Taktik und einer guten Planung und Vorbereitung sowie der gebotenen Aufmerksamkeit mindern.

Mach dich zuerst mit den praktischen Grundlagen des Bergsports und mit den Fähigkeiten des Bergsteigens vertraut. Die Länge alpiner Routen sowie die zusätzlichen Komplikationen durch Gletscherbegehungen und technisches Gelände erfordern ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Trittsicherheit und Geschwindigkeit. Diese Bewegungseffizienz gilt es auf unterschiedlichsten Terrains zu erreichen, wobei dazu eine solide Routenführung gefordert ist.

Ist Alpinklettern gefährlich? Welche Gefahren bestehen?

Es ist wichtig, dass dir die objektiven Gefahren bewusst sind:

Wetter
Das Wetter birgt vielleicht die größte Gefahr bei jeder alpinen Tour. In den Bergen können so gewaltige Stürme toben, dass Alpinisten schnell der Weg nach oben wie nach unten versperrt wird. Daher ist die Wettervorhersage ein Schlüsselfaktor bei der Planung deiner Route, bei der Wahl der Ausrüstung und der Schlafplätze.

Nachmittags gewittert es häufig, auch unter guten Wetterbedingungen. Wegen der heißen Sonne und möglicher Nachmittagsgewitter ist ein früher „alpiner Start“ zu empfehlen. Oft geht es noch vor Sonnenaufgang los.

Im Hochgebirge kann es selbst in großen Höhen tagsüber sehr heiß werden. Durch eine sorgfältige Routenplanung lässt sich die Sonne aber zumindest teilweise vermeiden. Achte darauf, dass du genug trinkst. An sonnigen Tagen besteht Sonnenbrandgefahr, und wenn du zusätzlich stark dehydriert bist, kannst du sogar einen Sonnenstich bekommen. Leichte, abriebfeste und robuste Kleidung, die dich vor der Sonne schützt, ist in jedem Fall eine gute Idee.

Höhe und Akklimatisierung
Es ist wichtig, dass du deinem Körper Zeit gibst, sich an die Höhe zu gewöhnen und zu akklimatisieren. Je höher über dem Meeresspiegel du dich bewegst, desto geringer ist der Luftdruck. Die Luft ist also dünner und enthält weniger Sauerstoff zum Atmen. Die meisten Menschen merken die Auswirkungen davon ab etwa 2000 m. Der Großteil der höhenbedingten Probleme tritt in den Alpen in einer Höhe von 3000–4000 m auf, wenn sich Bergsteiger nicht ausreichend akklimatisiert haben. Die Bedeutung der Akklimatisierung ist nicht zu unterschätzen, denn Höhenkrankheit kann sehr ernste Folgen haben. Nimm dir also Zeit, um dich zu akklimatisieren. Anfangs solltest du „hoch steigen und tief schlafen“, d. h. eine Route klettern und dann die Nacht in einer Schutzhütte oder im Zelt weiter unten im Tal verbringen. So kann sich dein Körper erholen, bevor es weiter nach oben geht, und du wirst die Erfahrung viel besser genießen können. Stell dir die Aspekte Höhe, Routenlänge und technische Schwierigkeit als die drei Eckpunkte eines Dreiecks vor. Steigere bei jeder neuen Route nur einen dieser Aspekte.

Stein- und Eisschlag
Da in den Alpen ständig Gefrier- und Tauzyklen ablaufen, sind Einstürze in Eisbrüchen oder herabfallende Felsbrocken eine wahrscheinliche Gefahr, besonders am späten Nachmittag, wenn die Sonne die Felswände erwärmt hat. Eisschlag wird meist durch direkte Sonneneinstrahlung oder durch andere Kletterer ausgelöst. Steinschlag ist häufig auf geschmolzenen Schnee und Wind zurückzuführen, er kann jedoch auch durch Tiere oder Kletterer ausgelöst werden, die sich weiter oben am Fels bewegen. Gib acht auf andere Kletterer. Wenn auf einer Route mehr als eine Seilschaft unterwegs ist, empfiehlt es sich, das schnellere Team an einer geeigneten Stelle passieren zu lassen. Und natürlich musst du sicherstellen, dass dein Handeln niemanden gefährdet. Wichtig ist, dass du immer einen Helm trägst und Sicherungen nach Möglichkeit an geschützten, abgeschirmten Stellen setzt. Wenn du doch „in die Schusslinie“ geraten solltest, kannst du dich zusätzlich schützen, indem du deinen Rucksack über deinen Kopf hältst.

Séracs
Séracs sind instabile Türme oder Grate aus Eis, die an der Oberfläche eines Gletschers entstehen und irgendwann herabstürzen. Dies kann zu jeder Tageszeit geschehen, wobei jedoch Wärme und kürzlich gefallener Neuschnee das Risiko steigern. Plane deine Route so, dass sie möglichst nicht unter Séracs entlangführt. Wenn dies unvermeidlich ist, versuche das Risiko zu minimieren, indem du die Gefahrenzone so schnell wie möglich wieder verlässt.

Gletscherbegehungen
Gletscher sind sich langsam bewegende Eismassen, die durch die Anhäufung und Verdichtung von Schnee auf den Bergen entstehen. Die sichere Begehung eines Gletschers ist eine für das Alpinklettern unverzichtbare Fähigkeit. Eine ernstzunehmende Gefahr bei allen Gletscherbegehungen stellen Gletscherspalten dar. Im Winter sind sie schneebedeckt. Im Frühling und Sommer schmilzt der Schnee jedoch und hinterlässt ein Labyrinth aus Gletscherspalten und Schneebrücken. Unabhängig vom Schwierigkeitsgrad eines alpinen Berggipfels musst du beim Überqueren eines Gletschers genau wissen, was du tust und wie du dich gegen einen möglichen Spaltensturz absicherst. Wenn du in einer kleineren Gruppe von bis zu drei Personen unterwegs bist, solltet ihr stets durch ein Seil mit Knoten zwischen euch verbunden bleiben. Dabei ist es wichtig, dass du den einzuhaltenden Abstand zwischen den Mitgliedern der Seilschaft kennst. Je mehr ihr seid, desto geringer ist das Risiko. Lerne, wie du eine andere Person oder dich selbst nach einem Sturz wieder aus einer Gletscherspalte ziehst (Spaltenbergung). An Gletschern werden verschiedene Sicherungen genutzt, von Eisschrauben bis zu einem vergrabenen Eispickel oder Rucksack. Die empfohlene Ausrüstung umfasst eine Eisschraube, drei Karabiner mit Schraubverschluss und zwei HMS-Karabiner, eine Bandschlinge mit 120 cm Länge, zwei Prusikschlingen, eine Sicherungsplatte und einen Eispickel. Viele Kletterer haben außerdem eine leichte Seilrolle mit mechanischer Rücklaufsperre dabei.

Da viele alpine Gletscher immer kleiner werden, solltest du bei den Bewohnern vor Ort, im Bergführerbüro oder bei einem Hüttenwart nachfragen und sicherstellen, dass dein Kletterführer noch aktuell ist.

Lawinen
Lawinen sind nicht nur für Skifahrer ein Problem. Am häufigsten sind sie zwar im Winter, doch auch Kletterer müssen sich vor ihnen in Acht nehmen – besonders im Frühling. Mögliche Ursachen sind eine instabile Schneedecke, kürzlich gefallener Neuschnee, große Temperaturunterschiede oder Triebschnee.

Lawinen können sowohl auf natürliche Weise auftreten als auch durch eine Belastung des Hangs ausgelöst werden, zum Beispiel durch eine Person, die diesen Hang begeht, oder einen herabstürzenden Sérac. Hänge mit einer Neigung von mehr als 30° bergen die größte Lawinengefahr. In den meisten alpinen Gebieten erscheint von November bis Ende April täglich ein Lawinenlagebericht. Er gibt Auskunft über die Exposition und Höhe eines Hangs, die Schneedecke sowie die Witterungseinflüsse und enthält eine Gesamtbeurteilung der Gefahrenstufe auf einer Skala von 1 (gering) bis 5 (sehr groß).

Selbsteinschätzung
Die Hauptursache von Unfällen im Gebirge sind jedoch menschliche Fehler. Man spricht hier von sogenannten subjektiven Gefahren, die von Menschen selbst verursacht werden. Diese sind oft darauf zurückzuführen, dass Alpinisten zu selbstsicher oder unwissend sind oder einfach zu weit gehen und ihre Fähigkeiten überschätzen.

Erfahrene, reflektierte Alpinisten werden ihre eigenen Grenzen immer im Blick behalten und ihre Ziele beim Bergsteigen an ihre Fähigkeiten anpassen. Eine falsche Selbsteinschätzung und die unzureichende Kenntnis einer Route sind die häufigsten Ursachen von Unfällen.

Alpines Terrain
Lange Tage auf durchgehend technischem alpinen Terrain, das Setzen von Sicherungen, der Umgang mit exponierten Stellen und die Schwierigkeiten bei der Routenfindung können Kletterer sowohl physisch als auch psychisch an ihre Grenzen bringen. Es ist sicherer, die eigene Fähigkeit zur Bewältigung des Terrains zu unterschätzen und eine einfachere Route auszuwählen – zumal du die Erfahrung dann sicherlich besser genießen kannst.

Die Situation richtig einschätzen
Erfahrene Alpinisten erkennen Fehleinschätzungen frühzeitig und sind bereit, ihre Pläne entsprechend anzupassen.

Mit Angst umgehen
Angst sorgt dafür, dass wir aufmerksam bleiben und wachsam gegenüber Gefahren sind. Sie ist nicht an sich schlecht, allerdings ist sie nicht immer der beste Ratgeber. Hör auf deine innere Stimme. Deine eigenen Grenzen zu erkennen und entsprechend zu handeln ist beim Klettern der bessere Ansatz.

Die richtige Ausrüstung – weniger ist mehr
Es versteht sich von selbst, dass du für jede Route die richtige Ausrüstung benötigst. Denk gut darüber nach, was du brauchst. Eine sorgfältige Vorbereitung steigert deine Erfolgschance und es macht definitiv mehr Spaß, mit einem leichteren Rucksack zu klettern. Halte deine Ausrüstung einfach. Konzentriere dich auf das Wesentliche. Wirf unnötigen Ballast ab

Die Schwierigkeitsgrade des Alpinkletterns

Bei der Beurteilung der Gesamtschwierigkeit einer Route fließen die folgenden Faktoren ein: die Höhe, der Aufstieg und Abstieg einschließlich der Länge, die Schwierigkeit des Zustiegs und die Ausgesetztheit, die Gefahren, die Ernsthaftigkeit und die technische Schwierigkeit der Route sowie die Ausrichtung zur Sonne und der Witterungseinfluss.

Das erste System war die UIAA-Skala, in der römische Zahlen verwendet werden. Inzwischen wird weltweit zunehmend die auf Buchstaben gestützte französische Skala verwendet.

F: Facile/leicht.
Unkompliziertes Scrambling oder die Begehung einfacher Schneehänge, möglicherweise mit einem Gletscheranteil; mit Ausnahme ist der Gletscher oft ohne Seil.
PD: Peu Difficile/wenig schwierig.
Längere Routen in größerer Höhe mit Schneehängen bis zu 45° Neigung. Teilweise technisches Klettern und komplexere Gletscher.
AD: Assez Difficile/ziemlich schwierig.
Klettern an Steilhängen oder lange Schnee-/Eishänge mit einer Neigung von über 50°; nur für erfahrene Alpinkletterer.
D: Difficile/difficult.
Sustained hard rock and/or ice or snow; fairly serious stuff.
TD: Très Difficile/sehr schwierig.
Lange, anspruchsvolle und hochgradig technische Routen in abgelegenen Gebieten.
ED: Extrêmement Difficile/äußerst schwierig. Die anspruchsvollsten Kletterrouten mit extrem steilen, teilweise überhängenden Wandurchstiegen. Höhere Schwierigkeitsgrade werden mit ED1, ED2 usw. angegeben.



Alpine Kletterrouten

Angesichts der Vielzahl möglicher Kletterrouten sind hier einige Vorschläge, damit du loslegen kannst. Wir haben zwei Gruppen gebildet: fünf Routen, die du mit einem Bergführer oder einer Bergführerin klettern könntest, um dich herauszufordern und deine Fähigkeiten zu verbessern. Und fünf weniger komplexe Routen, auf denen du deine Fähigkeiten festigen und dich weiterentwickeln kannst.

Fünf Routen für geführte Touren

1. Ortler
Ort: Obervinschgau, Alto Adige / Südtirol, Italien
Schwierigkeitsgrad: AD (UIAA VI-, 45 º)
Einstieg: Hintergrathütte, oberhalb von Sulden
Fähigkeiten: Steigeisennutzung, Gletscherbegehung und Spaltenbergung, Felsklettern und Klettern am laufenden Seil.
Ausrüstung: vollständige Gletscherausrüstung, Karabiner, Bandschlingen, Eisschrauben (optional).
Der Hintergrat des Ortlers ist eine beeindruckende und berühmte Route mit exponierter Gratkletterei, die zum Gipfel des Ortlers führt.

2. Pollux
Ort: Zermatt oder Aostatal
Schwierigkeitsgrad: PD+
Einstieg: Schutzhütte von Ayas oder Seilbahn Klein Matterhorn
Fähigkeiten: Gletscherbegehung und Spaltenbergung, Scrambling und Sicherungstechniken.
Ausrüstung: Gletscherausrüstung und einige Expresssets und Bandschlingen für die Fixseile. In den Felsabschnitten sind Haken vorhanden.

3. Mont Blanc de Cheilon
Ort: Arolla
Schwierigkeitsgrad: PD+
Einstieg: Cabane des Dix
Fähigkeiten: Steigeisennutzung, Gletscherbegehung und Spaltenbergung, Felsklettern und Klettern am laufenden Seil.
Ausrüstung: Gletscherausrüstung und Spaltenbergungskit, grundlegende Kletterausrüstung.

4. Piz Bernina
Ort: Pontresina
Schwierigkeitsgrad: PD+
Einstieg: Seilbahn Diavolezza
Fähigkeiten: Gletscherbegehung und Spaltenbergung, Scrambling und Sicherungstechniken.
Ausrüstung: Gletscherausrüstung und grundlegende Kletterausrüstung.

5. Halbe Breithorntraverse
Ort: Zermatt oder Aostatal
Schwierigkeitsgrad: AD
Einstieg: Klein Matterhorn oder Schutzhütte von Ayas
Fähigkeiten: Spaltenbergung, Begehung von steilen Schnee-/Eishängen, Klettern an exponierten Felsen, Klettern am laufenden Seil und Sicherung von Stand zu Stand.
Ausrüstung: Gletscherausrüstung, Spaltenbergungskit und grundlegende Kletterausrüstung.

Fünf Routen für selbstständige Touren

1. Überschreitung der Pigne d’Arolla
Schwierigkeitsgrad: F
Ort: Arolla
Einstieg: Cabane des Dix oder Cabane des Vignettes
Fähigkeiten: Gletscherbegehung und Spaltenbergung.
Ausrüstung: Gletscherausrüstung und Spaltenbergungskit

2. Weissmies-Überschreitung (S-N)
Ort: Saas-Grund
Schwierigkeitsgrad: PD
Einstieg: Allmagellerhütte
Fähigkeiten: Scrambling, Felsklettern am laufenden Seil, Gletscherbegehung und Spaltenbergung, Steigeisennutzung.
Ausrüstung: Gletscherausrüstung, alpine Standardausrüstung plus Helm.

3. Gran Paradiso
Ort: Valsavarenche
Schwierigkeitsgrad: F+
Einstieg: Rifugio Vittorio Emanuele II oder Rifugio Chabod
Fähigkeiten: Gletscherbegehung, Spaltenbergung, Steigeisennutzung, Scrambling und einfaches Felsklettern am laufenden Seil.
Ausrüstung: Gletscherausrüstung, Spaltenbergungskit und drei Expresssets für die Felsabschnitte.

4. Überschreitung der Aiguilles Crochues
Ort: Chamonix
Schwierigkeitsgrad: PD+
Einstieg: Seilbahn Index
Fähigkeiten: Einfaches Felsklettern und Klettern am laufenden Seil.
Ausrüstung: Grundlegende Kletterausrüstung plus Helm; früh in der Saison ggf. einen Eispickel.

5. Similaun Normalweg/Westgrat
Ort: Vent, Österreich, südliche Ötztaler Alpen
Schwierigkeitsgrad: F
Einstieg: Similaunhütte am Niederjoch
Fähigkeiten: Einfaches Scrambling, Klettern am laufenden Seil, Gletscherbegehung und Spaltenbergung.
Ausrüstung: Gletscherausrüstung, Helm, einige zusätzliche Bandschlingen können sinnvoll sein.

Alpinklettern kann vollkommen unvorhersehbar sein. Sprich mit deinem Kletterpartner oder deiner Kletterpartnerin über die Risiken, die ihr beide eingehen oder nicht eingehen würdet, und berücksichtige dies, wenn du Entscheidungen triffst. Vertraue deinen Instinkten und denk daran, dass das Umkehren zum Bergsteigen dazugehört.

Alpinklettern lernen

Es gibt viele Möglichkeiten, das Handwerkszeug der Alpinisten zu lernen.

Wenn du Freunde hast, die kompetente und erfahrene Alpinisten sind, sprich sie an. Von ihnen zu lernen dürfte der einfachste und netteste Einstieg in das Alpinklettern sein.

Tritt dem örtlichen Kletterverein bei. Dies ist eine kostengünstige Möglichkeit, klettern zu lernen und mit potenziellen Kletterpartnern und erfahrenen Kletterern in Kontakt zu kommen.

Doch obwohl es möglich ist, von Mentoren oder Freunden zu lernen, empfehlen wir dir, Kletterstunden bei ausgebildeten Fachleuten zu nehmen. Qualifizierte IVBV-Bergführer bieten geführte Touren an und können dir die erforderlichen technischen Fähigkeiten beibringen. Einige Zeit mit einem Bergführer oder einer Bergführerin zu verbringen kann sehr hilfreich sein, wenn du schneller Fortschritte machen möchtest. Er oder sie ist in der Lage, deine Erfahrung und dein Können einzuschätzen, diese Fähigkeiten während eurer gemeinsamen Zeit weiterzuentwickeln und dann geeignete Routen vorzuschlagen, die du selbstständig klettern kannst.

Eine Alternative sind Alpinkletterkurse, die ebenfalls von professionellen Bergführern geleitet werden. Du kannst dich entweder zu einem Vorbereitungskurs oder zu einem kompletten Alpinkletterkurs in den Alpen oder den Dolomiten anmelden. Es gibt viele Organisationen, Schulen und Vereine, die solche Kurse anbieten. Sehr empfehlen können wir in dieser Hinsicht unsere Partnerorganisationen.

Das beste Training für eine alpine Klettertour

Allgemeine Kletter- und Bergsteigerfähigkeiten

Jedes bisschen Zeit, das du beim Klettern und allgemein in den Bergen verbringst, wird dir helfen, dich an lange Tage in einer alpinen Umgebung zu gewöhnen. Gutes Teamwork und sicheres Klettern am laufenden Seil sind entscheidend für die effiziente Bewegung im Hochgebirge. Das ideale Anfangstraining besteht daher darin, mit dem Partner oder der Partnerin für dein alpines Vorhaben lange Scrambling-Touren durchs Gebirge zu machen.

Traditionelles Felsklettern

Das sogenannte Trad-Klettern ist das Fundament, auf dem alle anderen technischen Kletterfähigkeiten aufbauen. Effizient und zuverlässig sichern, vorsteigen, Ausrüstung platzieren, mit dem Seil umgehen, Standplätze und Ausgleichsverankerungen einrichten, Abseiltechniken anwenden – all das muss dir zur zweiten Natur werden. Wenn du diese Fähigkeiten aus dem traditionellen Klettern kennst und beherrscht, lassen sie sich direkt auf das Alpinklettern übertragen. Auch beim Trad-Klettern ist ein schnelles Vorankommen wichtig. Dies kann sogar bedeuten, dass aktiv auf Hilfsmittel zurückgegriffen wird. In herausfordernden Abschnitten, bei denen du im Nachstieg mit technischen Hilfsmitteln schneller bist als im freien Aufstieg, solltest du lernen, dich für die effizientere Vorgehensweise zu entscheiden. Gute Fähigkeiten im Bereich des technischen Kletterns werden dir außerdem helfen, dein Selbstvertrauen und deine Schnelligkeit in schwierigen Situationen zu verbessern.

Winterbergsteigen

Für ein sicheres Alpinklettern im Winter wie im Sommer musst du dich effizient mithilfe von Steigeisen auf Schnee und Eis bewegen können. Außerdem solltest du in der Lage sein, auch Felsstufen mit Steigeisen zu bewältigen. So verlierst du keine Zeit damit, die Steigeisen abzunehmen und später wieder anzulegen. Eine gute Grundlage dafür bietet das Mixed-Klettern im Winter. Bei der Überquerung von Schneefeldern ist ein vertrauter Umgang mit dem Eispickel hilfreich, sei es zur Unterstützung, Selbstsicherung oder zum Schlagen von Stufen. Beim Winterbergsteigen kannst du diese Fähigkeiten aufbauen und dich für technische Mixed- und Eiskletterrouten vorbereiten.

Eisklettern

Es lohnt sich, das Klettern an gefrorenen Wasserfällen zu üben – so lange, bis du dich dabei sicher fühlst. Das Eisklettern ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die du für das Alpinklettern mitbringen solltest. Im Eis lernst du effiziente Bewegungen, eine gute Fußarbeit mit Steigeisen, die Platzierung von Eisschrauben und den Bau von Sicherungen und Eissanduhren zum Abseilen. Außerdem findest du beim Eisklettern heraus, welche Kleidung bei dynamischen Aktivitäten in eisiger Kälte am besten funktioniert.

Eiskletterfähigkeiten müssen langsam aufgebaut werden. Ein Sturz im Vorstieg ist beim Eisklettern sehr viel gravierender als am Fels, da du Steigeisen an den Stiefeln hast und scharfe Hilfsmittel bei dir trägst. Es ist daher sinnvoll, die erforderlichen Fähigkeiten von zertifizierten Bergführern oder Mentoren deines Vertrauens zu lernen. Übe deine Mixed-Klettertechnik so viel wie möglich, sodass du dich in den Bergen damit sicher fühlst. Mixed-Klettern oder Dry-Tooling bedeutet im Wesentlichen das Besteigen von Felsen mit Eisgeräten und Steigeisen.

Aufbau der nötigen Fitness

Um dich auf das Alpinklettern vorzubereiten und mehr davon zu haben, solltest du deine Kondition verbessern. Dafür eignen sich zum Beispiel Laufen, Radfahren oder Schwimmen, wie auch jeder andere regelmäßige Sport.

Außerdem ist es immer sinnvoll, dass du gezielt auf deine alpinen Vorhaben hin trainierst. Etwa indem du mehrere lange Tage am Stück in den Bergen aktiv bist, mit einem ähnlich schweren Rucksack und zahlreichen Aufstiegen und Abstiegen, oder indem du an einem verlängerten Wochenende so viele Seillängen wie möglich kletterst.

Berge/Routen für Anfänger

Du weißt nicht, wo du mit dem Alpinklettern anfangen sollst? Beachte, dass es anfang viel Unbekanntes gibt. Wähle daher Routen unterhalb von 3500 m Höhe, mit einfachen Zustiegen und Abstiegen, die mehrere Schwierigkeitsgrade unter dem liegen, was du normalerweise klettern würdest. Die Zeitangaben für Hüttenzustiege und Routen im Kletterführer sind gute Richtwerte, mit denen du deine Leistung vergleichen kannst. Beginne mit kürzeren Routen, auf denen du dich entspannen kannst und viel Zeit hast, anstatt dich sofort auf einen Viertausender zu stürzen, denn dabei könntest du unter Stress und Zeitdruck geraten.

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